Stoßlüftung- Lufterneuerung und Raumentfeuchtung

Bis zur Installation einer technischen Lösung zur Entlüftung des Hauses sind täglich richtige Entscheidungen zu treffen, Wohnräume mit frischer Luft zu versorgen und Abfuhr von Wohnfeuchte zu regeln. Verbrauchte Luft führt zu Unwohlsein, feuchte Luft u.U. zu Schimmelschäden. Eben deshalb muss regelmäßig für Frischluft nach den Gesetzen der Physik gesorgt werden. Im Gegensatz zu früher muss im modernen HOLZhaus gezielt und angemessen gelüftet werden, um eine Atmosphäre des Wohlbefindens zu schaffen und Feuchteschäden zu vermeiden. Die intelligenteste Art „verbrauchte“ Luft aus den Räumen abzutransportieren ist die sogenannte Stoßlüftung. Die in der Luft gebundene Feuchtigkeit (in unserem Haushalt beträgt der Wasserdampf schätzungsweise 6.000 – 11.250 g/24h) fordert eine gesonderte Betrachtung, da mit der Stoßlüftung nur 1.450 – 1.890 g/24h „weggelüftet“ werden können. Die Differenz ergibt sich aus der Feuchtepufferung infolge sorptionsfähiger Stoffe wie Wände, Textilien und Möbel. Demzufolge müsste die Stoßlüftung alle 4 Stunden wiederholt werden; auch nachts. Zwei Ansätze müssen also im Zusammenhang mit dem Lüftungsregime betrachtet werden:

1.    Lüften mit dem Ziel der Lufterneuerung

2.    Lüften zur Raumentfeuchtung

Vor dem Hintergrund der Komplexität des Themas Be- und Entlüftung werden zur Vereinfachung bei Ansätze im direkten Zusammenhang betrachtet.

Winterbetrieb

Stoßlüftung: Mindestens 2 Türen auf. Zwei diagonal gegenüberliegende Türen sind vollständig zu öffnen um dadurch Durchzug bei der Stoßlüftung zu schaffen. Meist reichen fünf Minuten für einen vollständigen Luftaustausch. Feuchte Raumluft wird durch trockene Frischluft (in der Regel kältere) ersetzt, die sich schnell wieder erwärmt und zusätzlichen Wasserdampf aufnehmen kann. Der Vorteil dieser „Stoßlüftung“ ist, dass mit der verbrauchten Luft nur die darin enthaltene Wärme entweicht, während die in den Wänden und Einrichtungsgegenständen gespeicherten, viel größeren Wärmemengen im Raum bleiben und nach dem Schließen der Fenster mithelfen, die Frischluft schnell wieder auf die gewünschte Temperatur zu bringen. Diese „Stoßlüftung“ sollte täglich 4 bis 5mal wiederholt werden.

Spaltlüftung: Fenster auf Kippe

Die Wirkung von gekippten Fenstern ist dagegen bescheiden. Für den Luftaustausch brauchen sie etwa fünfmal so lange wie bei der Stoßlüftung. In der kalten Jahreszeit ist das problematisch, da die Frischluft in einige Wohnbereiche kaum vordringt, dafür aber Wand und Boden in Fensternähe stark auskühlen. Das erhöht das Risiko der Schimmelbildung. Außerdem ist winterliche Dauerlüftung Energieverschwendung.

Duschen

Fenster auch zusätzlich nach dem Duschen öffnen, damit der Wasserdampf abziehen kann. Auch das Abziehen der Fliesen kann die Lüftungsdauer verkürzen, denn abgewischtes Wasser, das im Waschbecken „entsorgt“ wird, muss nicht mehr hinausgelüftet werden. Nachtrag 180114: Seit Oktober  haben wir in unserem  Bad einen Wandfön installiert, der während des Duschvorgangs und geöffnetem Fenster angestellt wird. Neben dem Effekt, dass der Raum zusätzlich  aufgeheizt wird, kann mit Feuchtigkeit aufgeladene Luft sofort über das gekippte Fenster entwichen. „Kältere“ Luft wird aus dem Nebenraum nachgezogen.

Kochen

Beim Kochen grundsätzlich den Dunstabzug nutzen. Alle Türen zu den anderen Räumen dabei geschlossen halten, da diese Räume im Zuge der Stoßlüftung reguliert werden. So verteilt sich die feuchtwarme Luft nicht in der ganzen Wohnung.

Waschen

Häufiges Lüften der Räume, in denen Wäsche trocknet und Feuchtluft direkt nach außen abführen

Sommerbetrieb

Im Sommer ist Dauerlüftung und Trocknen im Freien sinnvoll

Mittel zur Steuerung der Entscheidungsprozesse

AIRCO2NTROL 3000

Das CO2 und Temperaturmessgerät AIRCO2NTROL 3000 ist in der Mitte des Hauses positioniert und löst einen Alarm aus, wenn die Luft „verbraucht“ ist und die CO2-Konzentration 1.000 ppm übersteigt.  800 – 1500 ppm sind in Arbeitsräumen unter Dach vertretbar. In der freien Natur herrschen in der Regel 350 – 450 ppm. Ppm steht für parts per million und gibt die Teile von einer Million an und ist so zu verstehen, wie %, also 1 von 100.

LOG32TH Datenlogger

Der Datenlogger gibt Aufschluss über die Temperatur und die relative Luftfeuchtigkeit in Verbindung mit dem Taupunkt. Wie die Taupunkttemperatur unterschritten, scheidet sich aus dem Wasserdampf, also der feuchten Luft Tau oder Nebel aus. Am Taupunkt beträgt die   relative Luftfeuchtigkeit 100%, d.h. die Luft ist mit Wasserdampf (gerade) gesättigt. Dieses Gerät dient zur Aufzeichnung der Daten als Grundlage zur projekt- und ortsbezogenen Entscheidungsfindung in Bezug auf weitere Installationen im Haus.

Zwangsentlüftung

Ob diese Methoden ausreichen, um die Abfuhr der Feuchtigkeit zu regeln wird eine Langzeitaufzeichnung von °C, rF% und CO2 zeigen, da im Zusammenhang mit der Feuchtebelastung auch noch die Wasserdampf-Sorption (also an den Innenflächen und Inneneinrichtung) berücksichtigt werden muss. Durch die praktizierte Spaltentlüftung über Nacht nähern wir uns methodisch der Ventilator gestützten Lüftung ohne Wärmerückgewinnung an. Der Unterschied ist, dass bei der automatisierten Lüftung außer dem einmaligen apparativen Aufwand für die Lüftungsanlage ein stetiger Energieaufwand für deren Betrieb anfällt, sowie eine Wartung der Anlage (z.B. Filter) erforderlich ist. Alternativ zur Ventilator gestützten Lösung ist noch Kippfenster mit automatischer Schließvorrichtung oder regulierbare, dosierbare Fensterlüfter zu untersuchen.

Ergebnisse

Hier das Ergebnis aus 85.477 Messwerten im Zeitraum vom 05. November 2016 bis 25. Dezember 2017

BasiswertT in °CrF in %Taupunkt
Mittelwert21,347,59,5
MAX29,382,120,6
MIN1,96,1-5,5
Mittelere Abweichung1,96,13,0
Tabelle 1

Die nächsten Schritte

Als nächster Schritt ist ein  Flachwerk-MV Panel  mit Lehmausfachung im Feuchtraum geplant, um zu testen, wie Lehm mit der Feuchtigkeit umgeht und wie standfest das Material gegenüber dem Spritzwasser ist, zumal damit zu rechnen ist, da wir völlig auf eine Duschabtrennung verzichtet haben.

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